Das fängt im Weinberg an, wo der Winzermeister am liebsten da pflanzt, wo es am schwierigsten ist, an den steilen Moselhängen rund um den uralten Winzerort Pommern an der unteren Mosel. Da, wo besonders viel tückisch rutschiger Schiefer liegt, der im Sommer den Reben ordentlich einheizt. Mit Leidenschaft, Erfahrung und der traditionellen Bewirtschaftung der Weinberge in reiner Handarbeit, führt er seit über 40 Jahren das Weingut zusammen mit seiner Familie in der 3. Generation, dadurch wurde man Spezialist für kompromisslos trockene Weine.
Schwerpunkte seiner Arbeit sind das Kultivieren der Elbling-, Riesling- und Spätburgunderrebe sowie der Ausbau primär trockener Weine. Privat ist Alois Schneiders, der sich auch sehr für Geschichte und Politik interessiert, ein Genießer, insbesondere von trockenen Weiß- und Rotweinen. Diese Vorliebe spiegelt sich auch im hohen Qualitätsstand der von ihm hergestellten Produkte wider.
Seit 2015 ist Alois Schneiders zertifizierter Kultur- und Weinbotschafter (KuWeiBos). Erleben Sie gemeinsam mit ihm faszinierende und spannende Weinbergswanderungen entlang des längsten Südhangs der Mosel.
Für mich bedeutet Winzer zu sein, die Natur zu spüren. Die Herausforderungen des Jahrgangs zu meistern und die maximale Qualität aus unseren Weinbergen herauszuholen.
Mehr als ein Jahrtausend Weinbautradition hat ihren Einfluss auf Leben, Menschen und Bauten im Moselort Pommern ausgeübt. In diesem geschichtsträchtigen Umfeld wurzelt das von unseren Vorfahren gegründete Weingut Josefshof. Seit 350 Jahren sind Generationen im Weinbau tätig, woraus ein großer Erfahrungsschatz und Fachwissen resultieren.
Mit dem Bau des Winzerhauses 1910 in der ausgehenden Epoche des Jugendstils entstand ein landwirtschaftlicher Mischbetrieb mit dem Schwerpunkt auf Weinbau. Von Anfang an wurden Trauben gekeltert und zu Wein verarbeitet. Ab Mitte der 20er Jahre im letzten Jahrhundert begannen Amalie und Josef Servatius mit der lukrativeren Flaschenweinvermarktung. Dies ist Verdienst und Lebenswerk von Urgroßeltern und Großeltern. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm 1945 Senior Alois Michael Schneiders zunächst mit seinen Schwestern das Weingut in der zweiten Generation. Unter anderem pflanzte er 1963 die Reben in der Lage Rosenberg. Im Jahre 1980 übergab er sein Lebenswerk seinem jüngsten Sohn Alois Hermann Schneiders. Seit über 40 Jahren führen wir nun das Traditionsweingut in 3. Generation als Familie weiter.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, in der Fortsetzung einer langen Familientradition, Weinberge an der Terassenmosel zu kultivieren. In den Südlagen von Pommern und Cochem-Cond pflegen wir im Steilhang auf Schieferböden Riesling- und Spätburgunderreben sowie Elblingreben auf sandigem Lehmboden im Weinort Ernst. Dies sind unsere Grundlagen für gute Weine.
Nach einer schonenden Kelterung der Trauben lassen wir die Moste in unserem Weinkeller vergären. Mit Wissen und praktischer Erfahrung pflegen wir unsere Weine bis zur Flaschenfüllung. Es entstehen frische, klar strukturierte Weine, die vielfach auch als Essensbegleiter ihre Vorzüge haben. Vorwiegend bauen wir unsere Weine klassisch trocken aus. Unsere Rieslinge sowie der Spätburgunder eignen sich für eine mehrjährige Flaschenlagerung, der Elbling dagegen sollte eher jung getrunken werden.
Einen Teil unserer Weine werden nach dem klassischen Verfahren „méthode champenoise“ in der benachbarten Sektkellerei Marquet zu Sekt veredelt, entweder trocken, brut oder dosage zéro.
Die Faszination für den Wein: Schon immer da gewesen - Steillagenweinbau seit 111 Jahren.
Etwa 40 Prozent der Rebflächen an Mosel, Saar und Ruwer befinden sich an den steilen Hängen der Flusstäler. Weinberge mit einer Hangneigung von mehr als 30 Prozent gelten als Steillagen. Die Moselregion ist mit ca. 3500 ha Rebfläche in den Steillagen das größte Steillagenweinbaugebiet der Welt.
Um das Potential unserer Weinberge in den Steillagen vollends zu nutzen, folgen wir der langen Familientradition, die gesamte Bewirtschaftung der Riesling- und Spätburgunderreben in reiner Handarbeit durchzuführen. Diese körperlich anstrengende Arbeit ist definitiv kein Honigschlecken und verlangt je nach Witterungsverhältnissen so einiges ab. Sei es das Schneiden der Reben in den kalten Wintermonaten oder der Transport der Trauben im sogenannten „Beschoff“ auf rutschigem Schieferschotterboden. Steigungen um die 40 Prozent und partiell herausfordernde klimatische Bedingungen sorgen dafür, dass uns die Arbeit nie ausgeht. Denn Handarbeit ist sehr zeitintensiv und fordert uns jedes Jahr aufs Neue, bei Wind und Wetter, heraus.
Eine maschinelle Bewirtschaftung unserer Weinberge ist nicht möglich, da sie schlichtweg zu steil sind. Durch die steile Lage haben wir jedoch einen entscheidenden Vorteil: die Qualität. Je steiler der Hang, umso härter die Arbeit, aber vielleicht auch umso besser der Wein.
Denn durch den steileren Einfallswinkel der Sonnenstrahlen erhält unser Wein seine besondere Stilistik und speziellen Charakter.
Unsere Moselweinberge erstrecken sich vom Pommerner Zeisel bis hin zum Conder Nikolausberg. Das Moseltal, bekannt als Deutschlands älteste Weinregion, geprägt von seinen typischen Steillagen und besten klimatischen Voraussetzungen, sorgt für Weine der Spitzenklasse.
Vor allem der Schieferschotterboden speichert die Wärme optimal und beschert unseren Weinen einen Wiedererkennungswert. Vom Terroir geprägte, mineralische Noten in den unterschiedlichsten Ausprägungen lassen sich regelmäßig als Stilelemente von Rieslingen und Spätburgundern erkennen und genießen. Der individuelle Charakter der Einzellage spiegelt sich in unseren Weinen wider, jeder sozusagen ein Einzelstück aus liebevoller Handarbeit.
Besonders der Queranbau beschert den Rieslingreben eine hervorragende Position, um gesunde und pralle Trauben heranreifen zu lassen. Die jungen Rieslingreben, die in rotem Schieferschotter-boden wurzeln, haben in dieser Lage die besten Voraussetzungen, auch noch in 20 Jahren hochwertige Weine hervorzubringen.
Höhe über NN: 90 m – 140 m
Neigung: > 33 %
Ausrichtung: SSW
Riesling: 100 %
Im Weinort Ernst, ebenfalls an der Mosel gelegen, haben unsere Elblingreben die besten Voraussetzungen, um ihr volles Potential zu entfalten. Bevorzugt gedeiht der Elbling auf Muschelkalk- und auf tiefgründigen, sandigen Lehm- bzw. Tonböden. Er liebt mittlere, meist flache oder leichte Hanglagen und ein mildes Klima. Die Elblingrebe bringt rassige Weine mit einer kernigen Säure hervor. Die Weine schmecken gradlinig und haben einen zarten Duft. Das Bukett des Elblings erinnert an Mandel, er wird vielfach als Qualitätswein angeboten.
Die Herkunft des Weißen Elblings ist nicht genau geklärt. Wahrscheinlich haben die Römer 50 v. Chr. die Elblingrebe aus dem Kaukasus ins damalige Gallien eingeführt, um die römischen Soldaten mit Wein versorgen zu können. Heutzutage ist der Elblingwein in Deutschland inzwischen eine Rarität und wird nur noch selten angebaut.
Höhe über NN: 90 m
Neigung: 10°
Ausrichtung: SSW
Elbling: 100 %
Der Pommerner Rosenberg, eine der wenigen Stockweinbergen in der Region, zeichnet sich durch seine wurzelechten Reben aus. Der Schiefer-schotterboden und die besondere geografische Lage des Weinbergs spiegeln sich in den Weinen wider. Seit über 50 Jahren schon ernten wir, Jahr für Jahr, aus dieser Lage Rieslingtrauben von höchster Qualität.
Höhe über NN: 95 m
Neigung: > 35 %
Ausrichtung: SSW
Riesling: 100%
Von der Sonne verwöhnt und gelegen am längsten Südhang der Mosel, finden auch hier die Rebsorten Riesling und Spätburgunder beste Voraussetzungen, sich zu entfalten.
Der hier vorhandene Schieferboden wirkt qualitätssteigernd auf die Reben ein. Zum einen heizt sich der Schieferboden an sonnigen Tagen auf und gibt die gespeicherte Wärme an die Reben in der Nacht ab. Dadurch werden Wachstum und Reifeprozesse positiv beeinflusst. Zum anderen nehmen die Reben über ihre verzweigten Wurzelhärchen Mineralstoffe vom Schiefer auf. Diese sind später im Wein als Schieferaromen deutlich schmeckbar.
Höhe über NN: 95 m – 105 m
Neigung: > 35 %
Ausrichtung: S
Riesling & Spätburgunder: jeweils 50 %
Im Pommerner Zeisel haben wir ausschließlich unsere Spätburgunderrebe kultiviert. Das Zusammenspiel aus Lage, Neigung und Klima sorgt für wunderbare und vollmundige Rotweine.
Höhe über NN: 89 m
Neigung: > 30 %
Ausrichtung: SSW
Spätburgunder: 100 %
Alois Schneiders ist echt. Als Mensch. Als Winzer. Seine Weine sind nur eines: Kompromisslos ehrlich.
Hans Lauber über den Moselwinzer Alois Schneiders
Alois Schneiders ist echt. Als Mensch. Als Winzer. Seine Weine sind nur eines: Kompromisslos ehrlich. Das fängt im Weinberg an, wo er am liebsten da pflanzt, wo es am schwierigsten ist, an den steilen Moselhängen rund um den uralten Winzerort Pommern an der unteren Mosel; da, wo besonders viel tückisch rutschiger Schiefer liegt, der im Sommer den Reben ordentlich einheizt. Aber nicht auf die Sonne allein vertraut der erfahrene Winzer. Häufig stutzt er die oberen flachen Wurzeln, damit die Reben gezwungen werden, sich mehrere zehn Meter tief in den felsigen Grund zu zwängen, um ihre Nahrung aus dem Inneren des Berges zu holen – also das zu machen, wovon die Experten so gerne als Terroir sprechen. Auch hat er noch einzelne Weinberge, die wurzelecht sind, also keine Unterlagsreben, auf welche dann die jeweilige Sorte gepfropft wird. „Erst nach Jahrzehnten zeigt sich dann der Unterschied, die Weine werden intensiver, sind langlebiger“, erläutert Schneiders. Wurzelechte Menschen denken in langen Zeiträumen.
Jeden Quadratmeter Boden rund um Pommern kennt er genau, weiß, wo Boden, Neigung, Mikroklima optimal sind, erleidet beinahe physische Schmerzen, wenn er kopfschüttelnd auf ein besonders gutes Stück zeigt, das traditionsverachtend durch die Rebumlegung zerpflügt wurde, nur weil es für eine maschinenfreundliche, querterassierende Bewirtschaftung Geld aus Brüssel gab. Nicht, dass Alois Schneiders diesen Geldern grundsätzlich negativ gegenübersteht – aber er nutzt sie, etwa um traditionelle Mauern wieder herzustellen, wobei er dafür auch eine mörderische Schinderei in Kauf nimmt, um die Steine mit einem hölzernen Schlitten nach oben zu fahren.
Wer im Rebberg, im Wingert, im Rhythmus der Natur arbeitet, macht natürlich auch im Keller keine Kompromisse. Da hat Schneiders ein schon vom Vater übernommenes Prinzip genial verfeinert: Die Trauben werden im oberen Teil des Hofes gepresst und der Most fließt dann, ohne dass groß gepumpt werden muss, direkt in die selbstverständlich hölzernen Fässer. Dieses simple Prinzip, das eine schonende Behandlung des Weines erlaubt, ist gerade als demonstratives Vorzeigeobjekt in einem hessischen Staatsweingut realisiert worden – allerdings für viele Millionen auf Kosten des Steuerzahlers.
Nur ein verschmitztes „Da“ hat Schneiders für die Frage übrig, ob er denn den Wein spontan vergäre, also nur mit den Hefen, welche die Natur dem Wein auf den Trauben und „Da“ an den Wänden seines Kellers mitgibt. Leicht milchig, wie kleine Tropfsteinnasen sehen diese tüchtigen Hefepilze aus, die den Zucker im Traubenmost in durchgegorenen Wein verwandeln. Als chic gilt diese Spontanvergärung in den Kreisen der publicitytüchtigen jungen Emporkömmlinge. Alois Schneiders vertraut jedenfalls allein auf die Natur.
Völlig durchgegorene Weine mit Restzuckergehalten von unter 1 Gramm pro Liter hat Alois Schneiders bis vor wenigen Jahren nur hergestellt – und das bei hohen Säurewerten. Kernige, kantige Weine waren das, die ihre eingeschworene Fangemeinde hatten. Aber wie das halt so ist mit den Fans, manchmal reichen sie nicht aus, weshalb sich inzwischen auch Lieblicheres mit Werten auf der Karte findet. „International trocken“ nennen die wichtigtuerischen Weinführer diesen Weintypus gerne – und kanzeln genau so gerne alles ab, was sich nicht diesem selbst definierten Geschmacksbild unterwirft.
Aber egal, auch in der lieblicheren Variante bestechen Schneiders‘ Rieslinge durch einen Vorzug, der diese Weine einzigartig macht: Einen Honigton. Ein Duft nach Honig, der einfach dezent da ist, seltsamerweise nicht süß, sondern nur Charakter ist. Was diese Weine auch unverwechselbar macht, ist ihre Haltbarkeit, und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen können diese Rieslinge (daneben gibt es noch einen schon bei den Römern angebauten krachzechigen Elbling und grundehrliche Winzersekte) weit über zehn Jahre altern, ohne dass sie Anzeichen von Firne zeigen. Ein Alterungspotential, das kaum einer der hochgelobten Modeweine aus Italien oder Spanien auch nur im Ansatz hat. Und wer diese meist sehr teuren Weine einmal über Nacht nicht leergetrunken hat, wird sich in der Regel mit Graus am nächsten Tag abwenden, weil sich der Geist des Weines längst verflüchtigt hat. Nicht so bei Schneiders, seine Weine lassen sich auch durch tagelangen Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft nicht aus ihrem Gleichgewicht bringen. Und werfen auch den fröhlichen Zecher nicht aus der Fassung, denn durch die schonende Behandlung brauchen sie extrem wenig kopfwehigen Schwefel.
Wer bewundernd nach Details des aus der Epoche des ausgehenden Jugendstils stammenden Hauses fragt, erfährt zum einen, mit welcher Akribie Schneiders zusammen mit einem Kirchenrestaurator die alten Farben für das Fachwerk rekonstruiert hat, wie akkurat die alte nagellose Verfugetechnik mit spezialisierten Handwerkern ins Gewerk gesetzt wurde. Aber er erfährt auch, wie Wohlstand und Wehe der Winzer schnell schwanken können, etwa als um 1830 durch die Gründung des Deutschen Zollvereins plötzlich die Einkommen der Moselwinzer um bis zu 90 Prozent einbrachen, eine große Not herrschte und der Trierer Ökonom Karl Marx, so erzählt Alois Schneiders, durch dieses Elend geprägt, seine Theorien der Vergänglichkeit des Kapitals entwickelte.
Wer aus der Geschichte kommt, weiß auch die Zukunft abzuschätzen – und er kann warten. Alois Schneiders hat lange gewartet, bis er seinen ersten Rotwein anbaute. Erst als er sicher war, dass der Klimawandel tendenziell unumstößlich ist, pflanzte er im Frühjahr 2006 die ersten Reben. Im ausgezeichneten Jahr 2008 holte er die erste Ernte mit Spätburgunder in den Keller. Er baut sie natürlich genau so natürlich aus, wie seine weißen Weine und Sekte, denn er weiß: „Gestern wird morgen sein“.
Der Ernährungsexperte Hans Lauber ist Autor der Bücher „Schlemmen wie ein Diabetiker“ und „Schönkost“.
Er leitet den Fachbereich „Gesund leben“ im Deutschen Wellness Verband.